Themenraum Politik
Politischer Druck von außen war ein ständiges Problem am Bauhaus. So haben rechte Politiker immer wieder versucht, die finanziellen Mittel des Bauhauses zu kürzen oder die Schule gar zu schließen.
„Ich verspreche Ihnen: Wenn ich und meine politischen Kampfgenossen bei der anstehenden Landtagswahl eine Mehrheit erringen, dann werden wir das Bauhaus schließen! Frauen oder Ausländer haben auf unseren Hochschulen nichts zu suchen“
Politiker bei Demo gegen das Bauhaus
Aufstieg und Fall des Bauhauses hängen eng mit Beginn und Ende der Weimarer Republik zusammen. Durch den ganzen Film hinweg spüren wir den auf dem Bauhaus lastenden politischen Druck. Angefangen von rechtsnationalen Studenten (wie die Figur Groß im Film), die die Idee des Bauhauses völkisch interpretieren wollen, bis hin zu politischen Gegnern im Stadtparlament, hat das Bauhaus in seiner 14-jährigen Geschichte mit Anfeindungen von innen und vor allem von außen zu kämpfen.
Das thüringische Bürgertum sah in dem revolutionären Denken des Bauhauses eine Gefahr für die öffentliche Ordnung. Die antibürgerliche Haltung und die Forderung der Bauhäusler nach Emanzipation und Demokratisierung war vielen durchs Kaiserreich geprägten Bürgern suspekt und den führenden Eliten ein Dorn im Auge.
Nach einem Regierungswechsel in Thüringen musste das Bauhaus aufgrund von zu hohem politischen und materiellen Druck (durch die Kürzungen der Mittel für das Bauhaus) nach Dessau umsiedeln. Auch dort musste sich das Bauhaus eines zunehmenden Rechtsrucks in der Weimarer Republik erwehren und wurde dann letztendlich im September 1932 durch die Dessauer Stadtversammlung geschlossen. Mit dem Ende der Weimarer Republik und Hitlers Machtergreifung wurde das Bauhaus, welches in Berlin noch als Privatinstitut weitergeführt wurde, hier schließlich 1933 durch den Leiter Ludwig Mies van der Rohe aufgelöst.
Hier hören wir Hans Groß bei einer Demonstration gegen das Bauhaus. Hans Groß interpretierte die Idee des Bauhauses völkisch und trug seine rechte Gesinnung offen nach außen, womit er bei dem Großteil der politisch eher links gerichteteten Bauhaus-Schülerschaft auf großen Widerstand stieß. Er verließ letztendlich das Bauhaus und trat 1930 der NSDAP bei.
„Mein Name ist Hans Groß und ich studiere selbst am Bauhaus. Ich möchte mir an dieser Stelle ein paar Worte zum Kunstbegriff erlauben, die mir sehr am Herzen liegen. Wirkliche Kunst ist an Volk und Nation gebunden...“
Hans Groß, Bauhausschüler
Für Lotte Brendel (Alicia von Rittberg) ist Friedl Dicker (Nina Gummich) eine wichtige Verbündete am Bauhaus. Friedl ermutigt sie, sich nicht unterkriegen zu lassen und für ihre Sache einzustehen. Sie ist das komplette Gegenteil zum rechtsnationalen Studenten Groß (Brian Völkner), der im Film das Bauhaus aus Protest verlässt, und bietet ihm im Film die Stirn.
Das künstlerische Schaffen der realen Friedl Dicker am Bauhaus war geprägt durch vielseitige Schöpfungen und Ungehorsam gegenüber dem System. So reichten Dickers Arbeiten von Bühnenbildern bis hin zum Möbel- und Schmuckdesign. Walter Gropius nannte sie eine der ‚allerbesten Schülerinnen des Instituts‘, was dazu führte, dass sie bereits als Studierende Unterricht gab.
Aufgrund ihres politischen Engagements wurde sie von den Nazis verfolgt und, nach Jahren im Ghetto Theresienstadt, schließlich nach Auschwitz deportiert, wo sie 1944 mit 46 Jahren ermordet wurde. Wie im Film war Friedl Dicker auch im wahren Leben eine starke Persönlichkeit, die stets ihren eigenen Weg ging. Bis kurz vor ihrem Tod in Auschwitz gab sie Kindern Malunterricht.
Durch den zunehmenden politischen Druck durch die NSDAP sahen sich viele Bauhaus-Künstler wegen ihrer liberalen und antiautoritären Einstellungen gezwungen, Deutschland zu verlassen. Unter ihnen war auch Josef Albers. Im Film wird sein Konflikt mit dem politischen System sehr drastisch dargestellt. Hier wird ‘Juppi’ Albers (gespielt von Ulrich Brandhoff) von SA-Soldaten vor dem Bauhaus in Dessau verprügelt.
Albers war kein Jude, wurde aber des Kulturbolschewismus bezichtigt. 1933 verließ er Deutschland und ging zusammen mit seiner Frau Anni Albers in die USA. Dort lehrte er für 16 Jahre am Black Mountain College in North Carolina, das wegen seiner unorthodoxen Unterrichtsmethoden berühmt geworden war. In diesen Jahren erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, Ehrendoktortitel und wurde schließlich Direktor des Department of Design in Yale. Josef Albers führte Zeit seines Lebens das Erbe des Bauhauses fort.
Hans Groß hatte einen Artikel aus der Volkszeitung in die Kantine des Bauhauses gehängt. Dörte und Friedl haben ihn abgerissen und lesen den hetzerischen Artikel vor anderen Studierenden am See vor. Diese Szene zeigt die Anfeindungen von rechts gegen das Bauhaus.
„Die Volkszeitung schreibt über das Bauhaus... Eine Kunst oder irgendwelche praktische oder künstlerische Befähigung muss denen abgesprochen werden, die alte Konservenbüchsen auftürmen.”
Friedl Dicker
„Man kann das nur als Ausdruck des geistigen Bazillenkriegs des Judentums gegen die deutsche Kultur werten.”
Dörte Helm
Bei einem Picknick am Meisterhaus von Walter Gropius (Jörg Hartmann) in Dessau, lernt Lotte Brendel (Alicia von Rittberg) den späteren Bauhaus-Direktor Hannes Meyer kennen. Dieser soll ihr helfen ihre Architekten-Laufbahn voranzubringen. Nach Gropius‘ Abgang als Direktor des Bauhauses, wurde die Bauhaus-Schule zunehmend zur Architektur-Schule umgeformt.
Aufgrund seiner offen kommunistischen Orientierung wurde Hannes Meyer aber am 30.1.1930, bereits nach 1 ½ Jahren, die Bauhaus-Leitung wieder entzogen. Es übernahm der unpolitische Star-Architekt Ludwig Mies van der Rohe. Dieser sollte Ruhe ins Bauhaus bringen. Für ihn stand Qualität und Ästhetizismus im Fokus und weniger Gropius’ Vision eines sozialeren Bauens. Seine Berufung sollte die aufgeheizte Stimmung in Dessau gegen das Bauhaus abmildern. Man erhoffte sich, dass das Bauhaus mit unpolitischem Kurs in Ruhe gelassen werden würde.
Ludwig Mies van der Rohe formte das Bauhaus, bis zu seiner Schließung 1933, in eine Architekturschule um. Der zuvor obligatorische Vorkurs wurde durch einen schnelleren Einstieg in die Architektur-Werkstatt ersetzt. Van der Rohe setzte durch, dass Produkte aus den Werkstätten nur noch für die Industrie hergestellt werden durften. Bauhäuslern wurde es verweigert, eigene Produkte zu verkaufen.
Nur durch die finanzielle Unabhängigkeit von der Stadt Dessau und eigene Produktreihen für Industrieabnehmer sowie durch höhere Studiengebühren konnte sich das Bauhaus des politischen Drucks erwehren. Die Schließung des Bauhaus in Dessau 1932 und ein Jahr später in Berlin konnte aber auch der unpolitische Ludwig Mies van der Rohe nicht verhindern. Das reformierte Lehr- und Lebensmodell des Bauhaus, mit antiautoritären Methoden und einer werte-liberalen Einstellung, passte nicht zum politisch-ästhetischen Programm der NSDAP.
„Die Atmosphäre des Bauhauses ist nicht mit wenigen Worten zu beschreiben... vor allem scheint sie mir durch einen außerordentlichen starken Freiheitsdrang bestimmt zu sein… einen Freiheitsdrang, bei dem es im Allgemeinen nicht um die Freiheit ‘wovon’, sondern ‘wozu’ geht.“
Hannes Riedel, Bauhaus-Student, 1929