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Themenraum Kunst
Im Film „Lotte am Bauhaus“ soll Lotte (Alicia von Rittberg) während des Vorkurses bei Johannes Itten (Christoph Letkowski) ihrer Intuition folgen und ein Bild über den Krieg malen. Lotte folgt ihrem Gefühl und beeindruckt Itten mit ihrem impulsiven Werk.
„Wenn Sie auf dieser Schule bleiben wollen, Fräulein Brendel, und das gilt für alle anderen auch, dann werden wir Sie zu Handwerkern erziehen. Weg mit dieser anmaßenden Unterscheidung zwischen Handwerk und Kunst. Wenn der liebe Gott so will, dann wird Kunst eines Tages aus Ihren Händen erblühen. Kunst, die aus tiefster Intuition entsteht.“
Johannes Itten
Im Film soll die Figur Lotte während des Vorkurses bei Johannes Itten ihrer Intuition folgen und ein Bild über den Krieg malen. Lotte folgt ihrem Gefühl und beeindruckt Itten mit ihrem impulsiven Werk.
1919 eröffnet der reale Gropius das Bauhaus und ab dem Frühjahr 1920 muss jeder Studierende bei Johannes Itten den Vorkurs durchlaufen. Gropius hatte bemerkt, dass viele Studierende sich nicht einfach so auf die neuen Ansätze des Bauhauses einlassen konnten. Der Vorkurs sollte die versteckten Potenziale in den Studenten wecken.
So lässt Itten im Film die Figur Lotte Atemübungen machen, damit sie sich auf den kreativen Prozess einstimmt.
Es ging Itten um eine ganzheitliche Sinnesschulung - eine Einheit aus Körper und Seele, die den gestalterischen Prozess befeuern sollte. Für Itten bestimmen Kontraste alles Wahrnehmbare. Dieser Ansatz setzt sich in dem von ihm propagierten Farbenstern fort.
Gleichzeitig zum Vorkurs bei Itten belegt Lotte im Film auch den Harmonielehre-Kurs bei Gertrud Grunow. Dieser Kurs erweiterte am realen Bauhaus Ittens Vorkurs. Wie im Film deutlich zu sehen, ging es darum, Farben und Gefühle durch den eigenen Körper auszudrücken.
So ließ Grunow die Studenten durch Klänge, Farben und intuitive Bewegungen ein Gleichgewicht erzeugen. Hierdurch sollten sie nicht nur eine Einheit mit sich selbst bilden, sondern auch lernen, Ideen durch ihren Körper auszudrücken, indem sie sich einer breiten Sinnesschulung unterzogen.
Johannes Ittens Farbenstern und die damit einhergehende Farbenlehre hatte großen Einfluss auf die Gestaltung am Bauhaus. 1961 entwickelte er diesen zu seinem Farbkreis weiter. Itten ging es um die Identifikation und Gestaltung von Farbbeziehungen. Für Itten ergibt sich das Ganze nur durch die Zusammenführung von Gegensätzen. Nur durch diese Zusammenführung sei Erkenntnisgewinn möglich, so Itten.
Wie verhalten sich Farben in einem Kunstwerk zueinander, wenn sie nebeneinanderstehen? Welche Wirkungen löst es beim Betrachter aus? Fragen dieser Art waren für ihn in seiner Arbeit und Lehre essentiell.
Lotte und Paul treffen zum ersten Mal während des Generalstreiks in Weimar in einem Hinterhof aufeinander. Als Paul Lottes Zeichnungen vom Boden aufsammelt, kommen sie ins Gespräch und diskutieren den Unterschied zwischen klassischer Malerei und dem Kunstanspruch des Bauhauses.
„Finden Sie es etwa Kunst, wenn man die Werke toter Maler kopiert?”
Paul Seligmann
„Wie soll’s denn Kunst werden, wenn man noch nicht mal das Handwerk beherrscht.”
Lotte Brendel
„Malen ist Salonkunst. Schön, aber tot. Wozu brauchen wir Kunstwerke, die nichts mit dem Leben zu tun haben? Hier. Die Welt verändert sich. Und die Kunst muss Antworten geben. Wie können wir unser Leben wieder langsamer machen? Und wie können wir schöne Dinge für alle herstellen und nicht nur für ein paar reiche Säcke?”
Paul Seligmann
„Fragen über Fragen und keine Antworten, du Ärmster.”
Lotte Brendel
„...drei Tage in Weimar, und man kann auf Lebenszeit kein Quadrat mehr sehen“
Paul Westheim, 1923
Ab 1922 unterrichtete Kandinsky seine elementare Farben- und Formenlehre. Mittels eines Fragebogens ließ er über die elementare Grundbeziehung zwischen Farben und Formen abstimmen - danach waren das Dreieck gelb, das Quadrat rot und der Kreis blau. Nach einer obsessiven Beschäftigung des Bauhauses mit dieser geometrisch-farblichen Beziehung ging das Bauhaus weit darüber hinaus und so blieb diese Phase von kurzer Dauer.
Kandinskys Bilder zeichnen sich aber grundsätzlich durch ihre gestalterische Vielseitigkeit in Form und Farbe aus. Er zeichnete, ganz wie Johannes Itten, rein nach Intuition. Für ihn waren Farben und darstellbare Elemente ‘lebendige Wesen’, die jedes für sich “einen eigenen Klang” haben. Gegenstandslose, abstrakte Kunstwerke waren die Folge.
Anni Albers war seit 1925 mit dem Bauhäusler Josef Albers verheiratet. Mit ihm wohnt sie im Film zusammen in einem der Meisterhäuser.
Anni Albers wollte eigentlich Malerin werden. Nach dem Vorkurs landet sie jedoch in der Weberei und findet dort, nach anfänglichem Hadern („es war ihr zu weibisch“), ihre künstlerische Erfüllung in der Textilgestaltung. Sie war zum Beispiel die erste Bauhäuslerin, die mit Cellophan webte. 1931 übernimmt Anni Albers die Werkstattleitung von der einzigen Bauhaus-Meisterin Gunta Stölzl. Albers wird eine der wenigen weiblichen Leiterinnen bleiben.
So war sie 1949 die bis dato erste Textilkünstlerin, der das New Yorker Museum of Modern Art eine Soloausstellung widmete. Noch bis zu ihrem Tod 1994 trieb Albers ein unbändiger Innovationsdruck, der sie fortwährend neue Möglichkeiten in Textildesign und Druck erkunden ließ.